Frauenfussball-Botschafter in Asien

Der 1. FFC Frankfurt blickt auf eine ereignisreiche Fünf-Tage-Reise nach Südkorea zurück

Sich auf die neue Saison vorbereiten, als Mannschaft zusammenwachsen, ein hochkarätiges Testspiel absolvieren, Werbung für den deutschen Frauenfußball betreiben und obendrein noch interessante Erfahrungen in einem fernen Land zu sammeln – das alles hat der 1. FFC Frankfurt in nur fünf Tagen realisiert: Auf Einladung des südkoreanischen Frauenfußballverbands reiste das Team des viermaligen Champions-League-Siegers vom 17. bis zum 22. August 2016 in den Fernen Osten, wo als Höhepunkt ein Testspiel gegen die All-Star-Mannschaft der südkoreanischen WK-League auf dem Programm stand.

Die erste Zwischenstation auf der koreanischen Halbinsel war die beeindruckende Hauptstadt Seoul, in der – die Metropolregion eingerechnet – die Hälfte aller Südkoreaner leben. Sommerliche Temperaturen und eine hohe Luftfeuchtigkeit empfingen den FFC-Tross beim Verlassen des Flughafens, dabei wirkte der Himmel eher trostlos grau. Smog ist, gerade in den Sommermonaten, ein ständiger Begleiter in Seoul. Nach dem Einchecken im Mayfield Hotel ging’s nicht etwa auf den Trainingsplatz – stattdessen verlegte man das „Auslaufen“ nach einem langen Flug in ein nahes Shoppingcenter. Mit dem ersten gemeinsamen Abendessen in Südkorea klang der erste Tag in Südkorea aus.

Weiter ging’s am Freitag mit der nächsten Flugreise, wobei sich die diese nach dem Marathon des Vortages eher als Sprint gestaltete: Eine knappe Stunde dauerte der Weiterflug nach Ulsan am Koreanischen Ostmeer, wo der FFC-Tross von Kyu Sang Oh, dem Präsidenten des südkoreanischen Frauenfußballverbands, und Yong-Keun Song, dem Präsidenten des Fußballverbands von Ulsan, mit Blumen empfangen wurde. Die Industriestadt Ulsan ist in Südkorea eher als „Hyundai-Hauptstadt“ bekannt, wobei die Präsenz des größten Arbeitgebers, der längst nicht nur Autos baut, weitaus größer als dies etwa bei VW und Wolfsburg der Fall ist. Das erlebte auch der 1. FFC Frankfurt, der im mondänen Hyundai Hotel sein Quartier bezog. Ein Fünf-Sterne-Haus nach internationalem Standard, in dem die Besitzerfamilie des Hyundai-Konzerns residiert, sofern sie vor Ort ist. Diesmal waren die entsprechenden Suiten den FFC-Verantwortlichen um Manager Siegfried Dietrich und Cheftrainer Matt Ross vorbehalten. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea stieg Brasilien im damals frisch renovierten „Hyundai Hotel“ ab – jenes Team also, das Deutschland im Finale schlug und den ersten Titel in Asien gewann.



Auf den Spuren von Roberto Carlos, Cafú und Ronaldo wandelte der 1. FFC Frankfurt auch, als es nach der Ankunft im klimatisch deutlich angenehmeren Ulsan erstmals auf den Platz ging: Das „Mipo Football Field“ diente 2002 den Brasilianern als Trainingsstätte – nun bereitete sich der 1. FFC Frankfurt hier auf das anstehende Testspiel gegen die All-Star-Mannschaft der südkoreanischen Liga vor. Nach einer intensiven Einheit, an deren Ende es – vom mit Flutlichtern bestrahlten Platz abgesehen – stockfinster war, kehrte das Team ins „Hyundai Hotel“ zurück und genoss das exzellente Dinner-Buffet. Bei einem kulinarischen Mix aus koreanischen und auch europäischen Spezialitäten wurde den Augen und Mägen Erstklassiges geboten.

Der Samstag stand nicht allein im Zeichen des Abschlusstrainings, das um 18.00 Uhr – analog zur Anstoßzeit des Spiels – im Stadion von Ulsan stattfand. Los ging’s am Vormittag mit einer Trainingseinheit, bei der auch 25 junge Talente des „Ulsan Hyundai Chungwoon Middle School“ teilnahmen – sechs davon zählen zur südkoreanischen U14-Auswahl. Bei den verschiedenen Übungen, die von Cheftrainer Matt Ross angeleitet wurden, wirkten auch immer wieder FFC-Spielerinnen mit. Natürlich nutzten die Nachwuchsfußballerinnen auch die Gelegenheit, mehr von ihren Gästen zu erfahren – und die FFC-Spielerinnen ließen keine Frage offen. Dabei war das Interesse nicht nur einseitig: So berichteten die jungen Trainingsgäste auch von ihrem Alltag in einer Schule, die in gewisser Weise mit der Carl-von-Weinberg-Schule in Frankfurt verglichen werden kann. Zumindest was die nationalen Erfolge betrifft: 2014 gewann die „Ulsan Hyundai Chungwoon Middle School“ die südkoreanischen Schulmeisterschaften.

Nachmittags stand die offizielle Pressekonferenz vor dem Aufeinandertreffen zwischen dem erfolgreichsten Frauenfußballverein Europas und der südkoreanischen Liga-Auswahl auf dem Ablaufplan, an der Cheftrainer Matt Ross und Ana-Maria Crnogorcevic für die Gäste teilnahmen. Praktischerweise fand diese Veranstaltung im Hyundai Hotel statt, so dass sich der Zeitaufwand aus FFC-Sicht in Grenzen hielt. Die vielen Fragen der anwesenden Journalisten zeugten von dem großen medialen Interesse, das der Besuch des 1. FFC Frankfurt in Südkorea ausgelöst hatte. Immerhin konnten die Organisatoren in IB Sports einen renommierten TV-Sender präsentieren, der die Partie mit großem Aufwand live übertragen und sich auch in der Vorberichterstattung äußerst engagiert gezeigt hatte. Am Abend fand dann – wie bei internationalen Spielen üblich – ein offizielles Dinner statt, bei dem sich die FFC-Verantwortlichen um Manager Siegfried Dietrich und die stellvertretende Vorsitzende Annelie Hauptvogel mit ihren südkoreanischen Gastgebern intensiv über den Status der Liga und die Perspektiven des Frauenfußballs in den jeweiligen Ländern austauschen konnten.



Im Gegensatz zur Allianz Frauen-Bundesliga ist die WK-League eine geschlossene Profiliga, es gibt also weder Auf- und Abstieg noch einen entsprechenden Unterbau. Die aktuell sieben Teams – ein achtes wird demnächst dazukommen – sind allesamt Klubs großer Konzerne, die für eine gute finanzielle Ausstattung ihrer Teams sorgen. Nachwuchsarbeit wird in Südkorea in den Schulen und Universitäten betrieben – ein System, das eher an den amerikanischen als an den europäischen Sport angelehnt ist. Ähnlich wie in den großen US-Sportarten gibt es in der WK-League auch eine Gehaltsobergrenze für Spielerinnen.

Der Spieltag begann mit einer kurzen Trainingseinheit im Hotel: Kardiotraining, Krafttraining, Schwimmen waren die Inhalte dieser Einheit, die das klassische „Anschwitzen“ auf dem Platz ersetzt hatte. Pünktlich um 16.00 Uhr startete der Teambus in Richtung jenes Stadions, das bei der WM 2002 Schauplatz des Viertelfinals zwischen Deutschland und der USA (1:0) war. Eine beeindruckende Arena, auch wenn diese 14 Jahre später sich nicht mehr den hohen FIFA-Anforderungen gerecht werden würde. Den FFC-Spielerinnen wurde als Kabine ein großer Warteraum zugewiesen, in dem sich locker auch drei oder vier Mannschaften hätten umziehen können. Für das Trainerteam blieb immerhin noch eine mit Tisch und Stuhl ausgestattete Ecke in den weitläufigen Katakomben.

Was sich die Organisatoren an Rahmenprogramm ausgedacht hatten, stellte so manches Champions-League-Spiel, das der 1. FFC Frankfurt in den letzten Jahren auswärts erlebt hatte, locker in den Schatten: Maskottchen, Stelzenmänner, eine Halbzeit-Show mit Tänzerinnen sowie ein kurzes Feuerwerk zum Anstoß und Abpfiff waren nur einige Bestandteile einer nahezu perfekten Inszenierung. Die Partie war zwar kein Feuerwerk, aber ein durchaus attraktives Spiel zweier ähnlich starker Mannschaften. Nachdem Ana-Maria Crnogorcevic die erste Chance des Spiels – einen 14-Meter-Schuss über das Tor – hatte, folgten zwei gefährliche Szenen der Gastgeberinnen: Zunächst busgierte Sel-Gi Jang den Ball nach einer Ecke an den Pfosten (14.), dann packte Eun-Sun Park einen Freistoß-Hammer aus 35 Metern aus, den Desirée Schumann geradeso entschärfen konnte (21.). Sekunden später war die FFC-Torfrau allerdings geschlagen: Hee-Yong Park von Incheon Hyundai Steel sorgte für die Führung der All Stars (21.). Nach einer weiteren Chance der Südkoreanerinnen durch Ha-Neul Kwon, die knapp am linken Pfosten vorbeizielte (25.) setzte der FFC durch Yuki Nagasato, die von Lise Munk bedient wurde (26.), sowie durch einen Distanzschuss von Kurzzeit-Rückkehrerin Kerstin Garefrekes (31.) einige Duftmarken.



Zur zweiten Halbzeit stellte FFC-Cheftrainer Matt Ross taktisch um – und sein Team bekam das Spiel nun mehr und mehr unter Kontrolle. Mit dem zählbaren und verdienten Erfolg des Ausgleichs: Lise Munk schickte Ana-Maria Crnogorcevic mit einem gut getimten Steilpass, den die Schweizer Nationalspielerin eiskalt verwertete (62.). Gegen Ende der regulären Spielzeit erarbeiteten sich die All Stars des WK-League noch einige Möglichkeiten, so dass das Unentschieden unter dem Strich ein leistungsgerechtes Resultat war. Da die Organisatoren aber einen Pokal ausgelobt hatten, musste ein Sieger her – in einem Elfmeterschießen. Während sich die Südkoreanerinnen äußerst treffsicher zeigten, scheiterte Jackie Groenen bei ihrem Versuch an Torfrau Ga-Ae Kang. So blieb der Pokal zwar in Asien, doch den überaus positiven Gesamteindruck dieser „Botschafter-Reise“ vermochte das Resultat nicht zu tangieren. Als alle Interviews geführt und alle Fotografen- sowie Autogrammwünsche erfüllt waren, ging’s zurück ins Teamhotel. Zum Abschluss des ersten Südkorea-Aufenthalts in der Vereinsgeschichte lud Manager Siegfried Dietrich die gesamte Mannschaft samt Trainer- und Betreuerteam in eine Bar am nahen Strand von Ulsan ein.

Dass es bei diesem Ausflug nicht allzu spät und ausgelassen wurde, lag weniger an der Stimmung innerhalb der Mannschaft als an den Rahmendaten des folgenden Tages: Um 5.00 Uhr klingelten bereits die Wecker auf den Zimmern der FFC-Spielerinnen – ein langer Abreisetag mit zwei Flügen, einem Transfer innerhalb Seouls und den üblichen Flughafen-Wartezeiten stand bevor. Als die Maschine mit dem 1. FFC Frankfurt an Bord gegen 17.45 Uhr auf dem Frankfurter Flughafen landete, war der Asien-Trip schon wieder Geschichte. Für alle Beteiligten wird er allerdings eine bleibende Erinnerung sein!

FFC-Manager Siegfried Dietrich: „Das war die weiteste Reise einer FFC-Mannschaft in der Vereinsgeschichte. Wir waren von der Gastfreundschaft und der professionellen Organisation in Südkorea überbewältigt und haben uns auf der Fünf-Tages-Tour trotz der langen Reise sehr wohl gefühlt. Auch der sportliche Vergleich war auf hohem Niveau und damit durchaus ein wichtiger Test im Rahmen der Gesamtvorbereitung.“

23.08.2016
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